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Mittwoch, 5. Mai 2010

Vietnams Sozialismus – Quo vadis?




An dem Tag an dem wir in Vietnam einreisten, wurde gerade der vietnamesische Tag der Wiedervereinigung gefeiert. Der Tag, an dem die Nord Vietnamesen den Krieg gewannen (heißt in Vietnam übrigens American War), also, die US-Amerikaner und ihre Alliierten (Australien, Neu Seeland, Thailand) aus dem Land geworfen wurden und Ho Chi Minhs Truppen Saigon einnahmen. Überall hat man die vietnamesische Fahne gesehen. An allen Häusern eine rote Flagge mit goldenem Stern in der Mitte. In Saigon selbst waren die Straßen und Boulevards mit ihnen gesäumt, teilweise konnte man sogar die alte Flagge der Sowjetunion sehen. In ganz Saigon sieht man zudem Konterfeits von Ho Chi Minh, der liebevoll auch Onkel genannt wird. Ähnlich wie in Cuba mit Che Guevara wird Ho Chi Minh dazu verwendet an den glorreichen Sieg über den amerikanischen Imperialismus zu erinnern und dem Land einen geistlichen Vater zu geben, unter dem das Land geeint bleiben soll. Der erste Eindruck lässt einen daher glauben, dass es sich bei Vietnam um ein sozialistisches Land handelt. Auch der Name „sozialistische Republik Vietnam“ lässt dies vermuten. Doch was ist heutzutage eigentlich ein sozialistisches Land? Ist es sozialistisch weil eine Planwirtschaft vorzufinden ist, gleiche Bildungschancen und Gesundheitsversorgung für alle gibt, die freie Marktwirtschaft und der Kapitalismus abgelehnt werden? Oder sind sozialistische Länder diese, in denen keine Demokratie, freie Meinungsäußerung und Versammlungsfreiheit vorzufinden sind?
Geht man durch Saigon, dann sieht man eine Stadt, die sich im Aufbruch befindet, überall wachsen neue schicke Hochhäuser, es gibt Luxusläden wie Luis Vitton und dem Verlangen nach Konsum kann hier problemlos nachgegangen werden. Das Land hat sich schon vor Jahren dem Handel mit dem Ausland geöffnet und gewährt dem Kapitalismus ohne Schranken Einlass. Banken, Unternehmensberatungen und internationale Großkonzerne lassen sich zunehmend in den neu gebauten Bürokomplexen nieder. Zwar findet man noch keine Mc Donnald’s und Starbucks vor, die eigentlichen die offensichtlichen Zeichen der US amerikanischen Präsens sind, doch man bekommt trotzdem das Gefühl, dass es die USA letztendlich doch geschafft haben, ihr kapitalistisches System hier zu implementieren.
Ich weiß zwar nichts genaues über das Gesundheits- und Bildungssystem Vietnams, doch habe ich mitbekommen, dass auch für Behandlungen in Krankenhäusern nicht komplett kostenlos sind. Der Besuch einer Schule ist zwar bis zur 6. Klasse gebührenfrei, doch durch Zusatzkosten wie der Kauf von Büchern, Schuluniformen etc. hat nicht jeder die Möglichkeit eine Schule zu besuchen (wie in Kambodscha). Zudem werden sind die Lehrer oft unterbezahlt, so dass die Qualität der Lehre leidet. Auch die Universitäten kosten Geld, so dass es sich eigentlich nur gut betuchte Familien leisten können – Kinder aus armen Familien können nicht zur Uni gehen. Freie Wahlen nach unseren Standard gibt es in Vietnam nicht. Gemäß der Verfassung ist die kommunistische Partei Vietnams die alleinige politische Kraft. (Ein-Parteien-System) Die Partei bestimmt nicht nur die Richtlinien der Politik, sondern ihre Mitglieder besetzen auch sämtliche Spitzenämter in Politik und Verwaltung. Zwar wird die Nationalversammlung in einem 5 jährigen Turnus gewählt, aber es kommt eher einer Bestätigung dieser gleich (auch in der DDR gab es Wahlen). Freie Meinungsäußerung und Versammlungsfreiheit ist in Vietnam nicht möglich.
Also kann man noch von Sozialismus sprechen? Meines Erachtens nicht, es wurde einfach nur versäumt den Namen zu ändern und demokratische, freiheitliche und realistisch umsetzbare sozialpolitische Maßnahmen zu implementieren. Man kann nur hoffen, dass dies in den nächsten Jahren getan wird und das Geld, was durch die Öffnung der Wirtschaft ins Land gelangt auch dafür verwendet werden wird.
Bilder:
1. Hier seht ihr kleine Monster, die für eine Promotionaktion für einen Samsung 3D Fernseher in Saigon gemacht wurde.
2. Flaggen die Saigon für den Unabhängigkeitstag schmücken
3. Flaggen die Saigon für den Unabhängigkeitstag schmücken

1 Kommentar:

rebecca hat gesagt…

na, da ist ja noch ein bekanntes monsterchen-gesicht dabei. lustiges foddo - viel spaß euch und liebe grüße aus dem regnerischen hamburg von nika-nichte und schwesterherz!