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Freitag, 30. April 2010

Die Fahrt nach Ho Chi Minh City (Vietnam) / Eindrücke aus Sihanoukville (Kambodscha)



Verena und ich sind heute Morgen in aller Frühe in Ho Chi Minh Stadt (Saigon) angekommen. Wir hatten eine echt lange Reise, waren 19 Stunden unterwegs. Wir hatten eine, so habe ich es zumindest verstanden, Fahrt mit einem Mini Van von Sihanoukville, Kambodscha nach Can Tho im Mekong Delta Vietnam gebucht - ganz bequem ohne Stress.... Wir wurden also um 11.00 Uhr bei unserem Hotel bzw. Bungalow in Sihanoukville abgeholt. Unsere Busfahrt wurde dann aber ziemlich überaschend beendet da wir an der Grenze zu Vietnam (Ha Tien) rausgelassen wurden. Nachdem wir über die Grenze sind, mussten wir erstmal mit dem Motorrad weiter bis in die Stadt Ha Tien rein. Dort wurden wir dann erstmal zu der lokalen Busstation gebracht - mal gucken ob heute überhaupt noch ein Bus geht sagten sie. Es war mittlerweile bereits 17.00 Uhr. Zu unserer Verwunderung ging aber der nächste Bus nach Can Tho (wo wir ursprünglich hinwollten) erst um 22.00 Uhr, was dann auch hieße, dass wir mitten in der Nacht angekommen wären. Da wir eh nur 1-2 Nächte dort bleiben wollten, entschlossen wir uns einfach den Bus um 20.00 Uhr nach Ho Chi Minh City zu nehmen, wo wir dann auch nach einer 8 stündigen Fahrt ankamen. Die Fahrt war eine Katastrophe, schlafen konnte man nicht wirklich, da der Bus laufend Pausen machte, laut Musik spielte und die Sitze echt beschissen waren. Naja ein bisschen hatten wir ab und an schon die Augen zu. Um 4.00 Uhr kamen wir dann an einem abgeranzten Busbahnhof an, wahrscheinlich der runtergekommenste in ganz Vietnam. Zum Glück hat sich uns ein Vietnamese angenommen, der erste der richtig Englisch verstand und sprach. Mit ihm haben wir dann gegen 5.00 Uhr den Stadtbus in die Innenstadt genommen. Dort haben wir erstmal gefrühstückt und uns ein Zimmer gesucht.

Die letzten paar Tage waren wir in Sihanoukville in Süd Kambodscha am Strand. Im Gegensatz zu Thailand sind hier in Kambodscha die Strände noch nicht vom Massentourismus übernommen worden. Wir waren am Otres Beach, der zwar rein optisch nicht zu den schönsten Stränden zählt, jedoch herrscht dort das, was ich in Thailand gesucht habe aber irgendwie nie so richtig gefunden habe. Dort ist es ganz entspannt, kaum was los, zum Übernachten ganz einfache Bambushütten und am Strand befinden sich vereinzelt Restaurants und Cafés. Strom gibt es momentan am Strand nur über Generatoren, die aber über Nacht abgestellt werden. Uns hat es am Otres Beach wirklich sehr gut gefallen und wir denken, dass wir auch noch einmal zurückkehren werden. Auch die vorgelagerten Inseln scheinen recht interessant zu sein, auch noch ziemlich vom Tourismus verschont und sehr ursprünglich.

Verena und ich haben auch die NGO “Cambodian Children’s Painting Project“ in Sihanoukville besucht. Ein echt tolles Projekt, in dem Kinder aus armen Familien die Möglichkeit erhalten, den Vor- oder Nachmittag zu verbringen. Dort malen sie Bilder, die dann auch direkt verkauft werden und von deren Erlös die Hälfte den Kindern zukommt. Zudem erhalten die Kinder auch ein Mittagsessen und das Projekt bietet Englischunterricht und Computerklassen an. Es war sehr schön zu sehen mit wie viel Freude die Kinder dort gespielt und gemalt haben. Die NGO arbeitet mit vielen Volunteers aus aller Welt, die bei der Betreuung und administrativen Aufgaben helfen.

Sonntag, 25. April 2010

Mein Patenkind


Am Mittwoch waren wir ein paar Familien besuchen, deren Kinder in Deutschland durch unser Patenschaftsprogramm finanziell untersützt werden - es muss mindestens ein mal im Jahr überprüft werden, ob die Kinder bzw. Eltern weiterhin finanzielle Unterstützung benötigen oder ob diese nicht nötig ist (wenn bspw. die finanzielle Situation der Familie verbessert hat). Ein Patenkind wurde von den deutschen Pateneltern gekündigt (aus welchen Gründen auch immer). Nouen Bunchouen und seine Schwester leben bei ihrer Tante, da beide Eltern an AIDS gestorben sind. Die Tante, scheint wirklich auch sehr arm zu sein und jede finanzielle Unterstützung ist hilfreich. So dass Nouen Bunchouen weiterhin zur Schule gehen kann und wir jetzt nicht lange nach neuen Pateneltern suchen müssen, habe ich mich kurzerhand entschlossen ihn zu unterstützen.

Freitag, 23. April 2010

Donnerstag, 22. April 2010

Heute kommt Vroni

Ja da hatten wir ja nochmal Glück gehabt. Rechtzeitig hat sich die Aschewolke über Europa verzogen, so dass Verena gestern von Frankfurt losfliegen konnte. Heute Abend wird sie dann in Phnom Penh ankommen. Haben uns jetzt ganze 6 Wochen nicht gesehen. Lange Zeit. Ich freu mich!

Dienstag, 20. April 2010

Kurzausflug nach Pursat



Am Montag bin ich einer Einladung eines kambodschanischen Mönches gefolgt und habe diesen in Pursat (ca 4 Std. norwestlich von Phnom Penh) besucht. Wir sind mit dem Motorrad durch Reisfelder, ein bisschen am Rand der Gebirgskette rumgefahren und haben Reisbauern besucht. Ich sag Euch diese Reisfelder duften vielleicht gut, wie frisch gemachter Reis. Landschaftlich war es wirlich sehr schön, vor allem sehr sehr ursprünglich. Die meisten Reisbauern leben dort noch sehr usprünglich,ohne Strom und kochen sich Regenwasser zum Trinken ab. Abends habe ich dann ganz spartanisch auf dem Boden und unter freiem Himmel geschlafen. Das Gute ist, dass Paul echt gut Englisch spricht da er für ziemlich lange Zeit in Australien gelebt hat. Vor 12 Jahren, mit 29 Jahren, hat er sich dann entschlossen zurück nach Kambodscha zu gehen und buddhistischer Mönch zu werden. Ich werde ihn sicherlich noch mal besuchen, waren echt interessante Gespräche. Vielleicht werde ich ja noch Buddhist.

Sonntag, 18. April 2010

Khmer New Year





Diese Woche wurde in Kambodschan von Dienstag bis einschließlich Freitag „Khmer New Year“, also das kambodschanische Neujahrsfest gefeiert. Ähnlich wie bei uns zu Weihnachten reist man zu diesem Anlass zu seiner Familie oder nutzt die freien Tage für ein paar Tage Urlaub. Dementsprechend ist auf den Straßen sehr viel los gewesen und in alter kambodschanischer Manier wurden die Autos, Tuk Tuks und Motorräder mit Essen, Trinken, lebendigen Tieren (siehe Foto in der Diashow – ja das sind wirklich lebende Hühner, die da am Motorrad hängen), Menschen .... vollgepackt.
Wir machten uns Dienstagmorgen auf den Weg nach Takeo, das 1 ½ Stunden südlich von Phnom Penh liegt, um mit Chanthas Familie drei Tage zu feiern.
Khmer New Year ist auch stark von religiösen Zeremonien geprägt. Deshalb kam auch am Dienstagnachmittag ein Mönch zu der Familie ins Haus und es wurde zusammen gebetet. Nach dem Beten wurde die Familie von ihren Sünden des vergangenen Jahres reingewaschen und für das neue Jahr gesegnet und dabei ordentlich nass gemacht. (siehe Bild) Den Rest des Tages haben wir eher ruhig verbracht. Abends waren wir auswärts essen und ich habe Rind mit Ameisen probiert. Die Ameisen hat man eigentlich nicht geschmeckt, aber der Anblick von Ameisen, ich bin der Meinung, dass da außerdem noch irgendwelche Fliegen drin waren, ist nicht so appetitlich, so dass es bei einem Happen blieb.
Am nächsten Tag sind wir vormittags in eine Pagoda gefahren und haben wieder gebetet. Zudem bringt man den Mönchen Essen (Bild siehe Diashow), danach, wenn die Mönche sich die Bäuche vollgeschlagen haben, wird das Essen dann an die Familien wieder zurückverteilt und man isst zusammen. Am Abend fand dann die Familienfeier statt. Es wurde gegrillt, Bier getrunken und getanzt. Leider war das Bier schon um 22.00 Uhr leer und dann auch Schluss mit der Feier, aber anscheinend nichts ungewöhnliches für kambodschanische Verhältnisse – hier wird nicht so lange gefeiert. Am nächsten Tag (Donnerstag) ging es wieder in eine Pagoda und eigentlich wurde das gleiche Spiel wiederholt, den Mönchen das Essen bringen, beten und selber essen - nur dass wir diesmal nicht alle mit zur eigentlich Zeremonie in das Gebäude mitgegangen sind. Diese Pagoda war auch schöner als die andere und es ließ sich auch gut bei einer Biolimonade (ausgepresste Zuckerrohr mit viel Eis) im Schatten eines Baumes aushalten. Chanthas Schwester ließ es sich nicht nehmen ein paar „Baby Dug Eggs“ zu essen - diese gekochten befruchteten Embryoneneier. Also ganz ehrlich, das ist echt widerlich und abartig – auf Anfrage schicke ich gerne ein Bild per Email – mir wurde beim Anblick schlecht! Dann haben wir noch ein bisschen kambodschanisches Bingo gespielt und fuhren dann gegen Nachmittag zurück nach Phnom Penh.
Am Freitag sind wir zu Phakdey und seiner Familie gefahren, nördlich von Phnom Penh in Preak Dambang, dort wo wir auch derzeit die Englischschule bauen. Hier wurde ein bisschen anders gefeiert, eigentlich waren alle paar Meter Lautsprecher aufgebaut und es wurde getanzt und gesungen und wenn man nicht aufpasste, wurde man mit weißem Puder beworfen. Wie bei uns in manchen Regionen an Fasching/Karneval, musste man hin und wieder kleine Beträge Wegezoll bezahlen. Es herrschte überall ausgelassene Stimmung, alle waren super drauf. Wir hielten also an verschiedenen Plätzen und guckten uns das Treiben an. Überall wurden kleine Spiele veranstaltet, wie etwa, dass sich zwei mit verbundenen Augen gegenseitig mit einer Banane füttern mussten (siehe Bild). An unserer letzten Station war es besonders witzig. Da gab es ein Wettkampf im: Wer kann schneller einen eingeölten Bananenbaum erklimmen? Das witzige war eigentlich das ganze Drumherum, da die Wettkämpfer (Bananenbaumkletterer) zum Bananenbaum durch die Menschenmassen getragen wurden und die jeweilige Truppe um den Wettkämpfer angemalt und verkleidet waren (siehe Bild). In Anlehnung des Einmarschs eines Boxers in den Ring, mit selbstgebastelten Gürtel, etc. Naja am Ende hat es dann nach langem hin und her, oder eher hoch und runter, wirklich einer geschafft den geölten Bananenbaum hochzuklettern(siehe Bild). Für uns war das dann auch der letzte Event des Khmer New Years und wir sind zurück nach Phnom Penh gefahren. Auch in Phnom Penh wurde an manchen Plätzen gefeiert, wobei man sagen muss ,dass ich im Großen und Ganzen die Stadt noch nicht so leer erlebt habe. Das war schon eine interessante Erfahrung das größte und wichtigste Fest des Jahres in Kambodscha und wie es die Menschen es feiern mitzuerleben.

Blast die Asche weg

Das ist ein Aufruf, dass sich ganz Deutschland am Donnerstag Mittag Richtung Norden stellt und dann um 12.00 Uhr kräftig ein- und ausatmet, so dass die beschauerte scheiss Aschewolke den Luftraum über Deutschland frei macht. Grund ist der, dass Verena am Donnerstag zu mir fliegen möchte und es so schlimm wäre wenn sie ihren Flug nicht wahrnehmen könnte - vermisse sie nämlich ziemlich. Also weitersagen und Donnerstag 12.00 Uhr mal alle kräftig Richtung Norden blasen. BITTE!

Montag, 12. April 2010

Ich bin Onkel!!!!

Gerade hat mich die freudige Nachricht erreicht, dass ich Onkel geworden bin.
Meine tapfere Schwester scheint hart gekämpft zu haben und um 7,36 Uhr hat Nika Pia Katharina das Licht der Welt erblickt.
Ich gratuliere den Eltern Rebecca und Alex ganz herzlich und bin total glücklich.

Gestern habe ich einen längeren Beitrag über Kambodscha und unsere Arbeit verfasst (Reich und Arm / Unsere Arbeit vor Ort / Anwort auf ein Kommentar) siehe unten, auch lesen ;-) außerdem gibt es ein paar neue Bilder in der Diashow.

Sonntag, 11. April 2010

Reich und Arm / Unsere Arbeit vor Ort /Antwort auf ein Kommentar

Ist man gerade auf dem Flughafen von Phnom Penh angekommen und schaut man sich auf dem Weg in die Stadt so die Autos an, so kann man erst gar nicht glauben, dass dies eines der ärmsten Länder der Welt sein soll. Die Straßen sind voll von Lexus Geländewagen (die übrigens auf der Seite des Autos noch fett Lexus stehen haben – sieht total lächerlich aus) und anderen dicken Karren. Natürlich sind auch unheimlich viele Tuk Tuks (hier, anders als in Indien, meistens umgebaute Motorräder mit einem Anhänger) unterwegs, jedoch fragt man sich wenn man die hohe Anzahl an teuren Autos sieht, warum es diesem Land so schlecht gehen soll. Für hohe Anzahl der teuren und auch sehr protzigen Karren gibt es meiner Ansicht nach folgende Erklärungen:
• Schlechte Verteilung des Wohlstands zwischen den Schichten und den Städten und Provinzen
o Bedingt durch Korruption und Nepotismus
o Bedingt durch eine Turbokapitalismusmentalität
• Int. Hilfsorganisationen

Es ist ja bekannt, dass Kambodscha eines der korruptesten Länder der Welt ist und das scheint auch wirklich so zu sein. Das fängt eigentlich schon im Kleinen an, wie ich in meinem letzten Beitrag ja schon einmal erwähnt habe. Willst Du was haben und willst Du es einigermaßen zügig, dann ist es besser ein bisschen Geld zu geben. Das ist auch in solchen Ländern nichts besonderes und durchaus üblich, doch in Kambodscha scheint es sich bis in alle Bereiche der Wirtschaft und Politik festgesetzt zu haben. So geschieht es, dass jeder, der eine einflussreiche Stelle inne hat, seine Machtstellung ausnutzen und so in die eigene Tasche wirtschaften kann. Ich schreibe hier bewusst kann, denn ich möchte nicht jedem einflussreichem Kambodschaner Korruption unterstellen. Jedoch ist es doch sehr verführerisch Geld anzunehmen, in einem System, in dem Korruption kaum bekämpft und weitestgehend toleriert und als normale Praxis angesehen wird. Die Vetternwirtschaft ist auch ein großes Problem, denn wer hier Einfluss hat, der platziert seine Freunde und Familie auch in die hohen gut bezahlten und angesehenen Positionen. Die Frau des Premier Ministers, dem übrigens auch drei der größten Banken Kambodschas gehören und einer der reichsten Männer des Landes ist, ist bspw. gleichzeitig Präsidentin des kambodschanischen Roten Kreuzes. Beziehungen sind hier alles und der Schlüssel für eine steile berufliche Karriere. Korruption und Nepotismus können einer Gesellschaft und Volkswirtschaft immensen Schaden zufügen und sind meiner Ansicht nach eine Erklärung, warum es hier viele sehr Reiche gibt, die zunehmend Reicher werden und den Armen, nicht so wirklich geholfen werden kann, aus ihrer Misere herauszukommen. Die unzureichende Verteilung des Wohlstandes ist ein Phänomen, das besonders auffällt wenn man mal aufs Land fährt. Hat man in der Stadt ein schier unerschöpfliches Angebot von Konsumgütern, so findet man auf dem Land das wahre Kambodscha und die Erklärung warum es einer der ärmsten und unterentwickeltsten Länder ist. Hier gibt es eine schlechte Infrastruktur (schlechte Straßen, kaum Brücken hauptsächlich Fähren, die den Mekong überqueren, keinen öffentlichen Nahverkehr etc.), keine richtige Kanalisation und keine flächendeckende Stromversorgung. Das Leben der Menschen ist geprägt von Landwirtschaft und Fischerei und ihr Tageseinkommen, kann man in Phnom Penh mal schnell für einem Milchkaffee ausgeben, der übrigens in manchen Cafés genauso viel wie ich Deutschland kostet. Natürlich ist auch in Phnom Penh die Armut zu sehen, denn wenn man mal genau hinschaut, sieht man die Menschen, die durch die Straßen ziehen und Papier, Dosen und Plastikflaschen sammeln, um damit ihren Lebensunterhalt zu finanzieren. Auch ein Tuk Tuk Fahrer, der zwar über ein Motorrad mit Anhänger verfügt, kommt in Phnom Penh nicht zu viel Geld. Viele haben Familie auf dem Land und arbeiten in Phnom Penh und verdienen wenn es hoch kommt zwischen 10-12 Dollar am Tag. Nicht ausreichend, um eine Schlafmöglichkeit in Phnom Penh zu finanzieren – so müssen sie oft in ihren Tuk Tuks schlafen. Ein anderes Beispiel für die schlechte Verteilung des Wohlstandes ist folgendes: Ein Lehrer an einer öffentlichen verdient hier zwischen 70 -150 Dollar im Monat, wobei ein Dozent einer Privatuni für eine Stunde bis zu 200 Dollar verdienen kann.
Ja und da wären da auch noch die int. Hilfsorganisationen, die mit den dicken Karren durch Phnom Penh fahren, meistens mit Fahrer, denn der Verkehr hier ist ja zu chaotisch für die feinen Herren. Kaum zu verstehen, dass so intelligente Menschen, es nicht hinbekommen, sich an den hier vorherrschenden Verkehr zu gewöhnen. Das Büro der Unesco in Phnom Penh ist übrigens, mit der Stadtvilla des Premiers, einer der schönsten und bestgelegensten (direkt ggü. des Nationalmuseum und in unmittelbarer Nähe zum Königspalast) Gebäude in der Hauptstadt. Eine aufwendig restaurierte Kolonialvilla, die charakteristisch für die anderen Hilfsorganisationen ist. Diese sind nämlich vornehmlich in einem bestimmten Stadtviertel (Boeung Keng Kang) zu finden, wo auch ihre Mitarbeiter leben. Schöne Villen mit hohen Zäunen und Stacheldraht, sollen Eindringlinge fernhalten und erwecken der Eindruck: ihr müsst draußen bleiben, hier wohnt eine bessere Klasse. Kein Wunder, dass auch dieses Verhalten auf die kambodschanische Oberschicht abfärbt, denn auch sie wollen zeigen, dass sie es zu etwas gebracht haben, in einem der ärmsten Länder dieser Welt. In Phnom Penh sind daher sehr viele verhältnismäßige teure Cafés und Restaurants , die hauptsächlich von Mitarbeitern int. Hilfsorganisationen und Touristen besucht werden, zu finden. Aber natürlich, und das meine ich jetzt nicht ironisch, muss man auch einem Entwicklungshelfer einen zumindest vergleichbaren Lebensstandard bieten, den er von seinem Heimatsland gewohnt ist. Jedoch muss immer eine Verhältnismäßigkeit, auch bei den Gehältern (meistens zwei Gehälter eines in Deutschland und eines in Kambodscha, das nicht versteuert werden muss), vorliegen und Idealismus sollte nicht entlohnt werden müssen.
Eine andere interessante Tatsache ist die, dass viele sogenannte Entwicklungsprojekte wie bspw. der Bau von Straßen, Brücken, Krankenhäusern etc., die ja unheimlich wichtig für das Land sind, vom Ausland finanziert und vor allem umgesetzt wird. So wird gerade eine Brücke über den Mekong gebaut, die von China finanziert wird und auch ausschließlich von chinesischen Arbeitern gebaut wird. Das ist natürlich nicht die Regel, viele Projekte werden zwar von Einheimischen umgesetzt, jedoch ist es auffällig, dass das Land Kambodscha sich etwas auf die ausländische Unterstützung verlässt und keine großen Anstalten macht, eigene entwicklungsfördernde Projekte umzusetzen. Fraglich ist es meiner Meinung daher, ob die int. Hilfe für Kambodscha nicht teilweise auch kontraproduktiv sein könnte, da sie Gefahr läuft dazu beizutragen aus Kambodscha ein unselbstständiges Land zu machen, das über keine eigenen Mittel und Wege verfügt seine Probleme selbst zu lösen. Näheres Ziel sollte sein, dem Land die Eigenverantwortung zu übergeben, seine Entwicklung selbst weiter voranzutreiben. Für mich erweckt das momentane kambodschanische System eher den Eindruck eines Turbokapitalismus, in dem jeder versucht so schnell wie möglich zu so viel Geld wie möglich zu gelangen. Steuern und andere Abgaben können ohne Probleme durch Korruption umgangen werden und soziale und entwicklungsfördernde Projekte werden entweder von einheimischen NGOs oder ausländischen Initiativen übernommen.

Jetzt möchte ich jedoch noch ein bisschen über unsere Arbeit hier in Kambodscha berichten. Natürlich sind auch wir eine Organisation, die Spendengelder im Ausland sammelt und diese dann hier in Kambodscha für soziale Zwecke ausgibt. Natürlich gilt auch hier der Kritikpunkt, dass wir eine Rolle einnehmen, die eigentlich vom eigenen Staat übernommen werden sollte, nämlich Armut zu bekämpfen und Bildung zu fördern und das die Gefahr besteht, dass der Staat sich aufgrund von Initiativen wie unserer seiner Verantwortung entziehen könnte. Nichtsdestotrotz ist die Arbeit int. Initiativen wie unserer momentan für das Land und die Menschen hier in Kambodscha unheimlich wichtig und nicht wegzudenken. Diese Woche hatten wir Patenschaftsaufzahlungen in zwei Dörfern. Es kamen rund 400 Kinder und Jugendliche, die wir mit Geldbeträgen zwischen 6-12 Dollar unterstützen (es gibt auch Studienpatenschaften, bei denen der Student mehr Geld erhält). Bei jeder Auszahlung wird anhand des Schulbuchs überprüft, ob das Patenkind regelmäßig die Schule besucht (natürlich nur für die Schulpflichtigen der Fall) eine Voraussetzung für das Patenschaftsprogramm, denn es soll dadurch unter anderem garantiert werden, dass mindestens ein Kind der Familie eine Schule besuchen kann. Besondere Leistungen, also Klassenbeste, werden mit einem kleinem Präsent belohnt als Zeichen der Anerkennung für ihre gute Leistung. Bei der Auszahlung werden auch die Patenschaftsbriefe verteilt, die die Eltern aus Deutschland geschrieben haben und die Briefe der Kinder an die Patentern eingesammelt. Diese Mal haben wir zusätzlich von jedem Kind ein Bild gemacht, so dass wir den Pateneltern ein aktuelles Bild ihrer Patenkinder zukommen lassen können. Das Fotografieren war meine Aufgabe und hat mir große Freude bereitet. Die Kinder und Jugendliche sind alle wirklich super süß und freundlich. Man spürt ihre Dankbarkeit für die Arbeit und die Unterstützung, die wir leisten, deutlich. Als weiteres Kontrollinstrument werden wir die Familien besuchen, um festzustellen, ob die Familie wirklich Unterstützung benötigt. Wird nach genauer Prüfung festgestellt, dass die Familie über genügend finanzielle Mittel verfügt, wird den Pateneltern in Deutschland nahgelegt die Patenschaft zu kündigen und lieber eine andere Familie zu unterstützen.
Diese Woche haben wir außerdem die letzten behördlichen Hürden für die zollfreie Verschiffung der gesammelten Englischbücher genommen, so dass diese jetzt in Deutschland verschickt werden können. Glücklicherweise hat die GTZ unseren Antrag auf Transportkostenüberstützung angenommen und übernimmt einen beachtlichen Betrag der Kosten. So sind alle Kosten für den Transport und Verpackung gedeckt und es bleibt noch etwas Geld übrig, um weiter Bücher für die Schule und die Bibliothek anzuschaffen. Ich hatte zudem die Gelegenheit die die Baustelle der Englischschule zu besuchen, der Bau soll Anfang Juni fertig sein und ich hoffe, dass Verena und ich dann auch die Gelegenheit haben werden, für eine gewisse Zeit dort zu wohnen und am Englischunterricht teilzunehmen. Ansonsten gibt es hier und da auch immer noch etwas administrative Aufgaben, wie die Überprüfung der Kalkulation und Dokumentation der Arbeit, Ausgaben etc. Zumal machen wir uns immer Gedanken über eventuelle neue Projekte, die man umsetzen könnte. Eine Idee finde ich persönlich sehr interessant: Wir finanzieren sehr armen und mittellosen Familien, meistens Frau mit Kinder, weil der Ehemann die Familie für eine jüngere Frau verlassen hat, Nutztiere wie Schweine oder Hühner, so dass sie sich eine Lebensgrundlage aufbauen können. Wir würden dafür gerne in näherer Zukunft einmal eine Pilotprojekt durchführen, um das Erfolgspotenzial eines solchen Projektes einschätzen zu können. Das ist jedoch bisher nur eine Idee. Zuerst müssten geeignete Familien gefunden werden und das Projektvorhaben mit dem Verein in Deutschland abgeklärt werden. Ich finde dieses Projekt jedoch sehr spannend, da wir so einer Familie nachhaltig helfen und wahre Hilfe zur Selbsthilfe leisten könnten.

Nächste Woche ist erstmals Khmer New Year, vergleichbar mit Weihnachten und Silvester. Da geht eine Woche eigentlich nichts und die meisten fahren zu ihren Familien aufs Land. Ich werde die Gelegenheit haben mit Dieter und Chantha zu ihren Eltern zu fahren und ein richtiges kambodschanisches Khmer New Year zu feiern. Ich werde Euch auf jeden Fall davon berichten.
Ansonsten geht es mir gut, nur dass ich Verena vermisse und manchmal mit der Hitze zu kämpfen habe (manchmal um die 38 Grad).

Für alle die mich mal anrufen wollen, hier meine kambodschanische Mobilfunknr:
+855 (0)976511124

Antwort auf ein Kommentar:
Ja ich verfolge die Enwicklung in Thailand schon die ganze Zeit, es hat sich immer mehr zugespitzt, bis es gestern zu den schlimmsten Auseinandersetzungen seit 18 Jahren kam. Ich habe nie verstanden, warum in den deutschen Medien verhältnismäßig wenig bis gar nichts zu lesen war.Ist total schlimm was da abgeht. Probleme, die sich meiner Meinung noch Jahre hinziehen werden, die Lager sind dermaßen zerstritten. Ich hoffe es kommt nicht zu einem Bürgerkrieg, aber auch das ist momentan durchaus denkbar. Der Premier Abhisit kann sich im Norden des Landes nicht mehr frei bewegen und ist aus meiner Sicht nicht mehr haltbar.

Montag, 5. April 2010

Kambodscha - ersten Tage

Ich bin vor drei Tagen in Phnom Penh angekommen. Ich wurde von Dieter und Chanta abgeholt, die mir auch in den letzten drei Tagen viel von Phnom Penh und dem Umland gezeigt haben. Heute haben wir einen schönen Sonntagsausflug gemacht und uns drei unheimlich schöne Pagoden angeschaut. Besonders toll war, dass dort keine Touristen zu finden waren, das macht solche Stätten natürlich viel ursprünglicher und originaler.
Das absolute Highlight war jedoch gestern, da besuchten wir eine kambodschanische Hauseinweihungsfeier einer Mitarbeiter unserer NGO (Children´s Hope in Cambodia)in der Provinz. Wir wurden super herzlich aufgenommen und Dieter und ich waren die einzigen nicht Kambodschaner, was uns und besonders mich, da sie mich ja noch nicht kannten, sehr interessant für alle machte. Ich habe tausend Hände geschüttelt und viel Bier getrunken. Die Menschen waren wirklich alle super freundlich und herzlich. Das Essen war etwas eigen, aber eigentlich gar nicht so schlecht, auf jeden Fall gab es, wie vom Bier auch, reichlich davon. Es gab Fisch, Ente und Hühnchen - glaub ich zumindest. Das Essen wird dabei in die Mitte des Tisches gestellt und jeder nimmt sich dann etwas in sein Schälchen. Zum Glück gab es kein Baby Duck Egg (gekochte Enten Eier, in denen sich ein Embryo befindet – ist man außer der Eischale komplett alles) oder Spinnen, Hund, Heuschrecken, Würmer…. – Guten Appetit. Nach dem Essen musste ich dann natürlich auch tanzen. Naja und ich habe mich nicht lumpen lassen und natürlich auch kräftig mitgetanzt. In der Mitte der Tanzfläche steht dabei ein Tisch mit einer Blume und alle tanzen darum herum. Beim Tanzen legt der Kambodschaner besonders Wert auf die Hände, bei dem diese im rhythmischen Schwüngen aus dem Handgelenk hin und her bewegt und gedreht werden. Das habe ich zwar noch nicht so drauf, aber trotzdem kam mein Tanz doch ganz gut an, zumindest haben sich alle gefreut, dass ich mitgetanzt habe. Es wurde ausschließlich kambodschanische Musik gespielt, bei dem sich für Außenstehende die Lieder schon sehr ähnlich anhören. Vor allem war die Musik sowas von laut, auch während des Essens, dass man sich kaum unterhalten konnte. Wenn überhaupt, dann nur mit seinem direkten Tischnachbarn. Warum? Das konnte mir keiner erklären, ist halt so. Es war wirklich eine super, gelöste und heitere Atmosphäre, schön dass die Rote Khmer Rouge während ihrer Schreckensherrschaft diese Kultur nicht zerstören konnte.
Auf dem Rückweg mussten wir dann eine Fähre über den Mekong nehmen, die Brücke ist erst ab Juni fertig. Da mussten wir fast zwei Stunden anstehen und kamen nur durch ein bisschen extra Geld früher dran. Ich sag Euch ohne etwas Bakschisch läuft in diesem Land gar nichts. Da stellt sich natürlich die Frage, wann fängt eigentlich Korruption an? Und sollte man eigentlich nicht alles tun diese zu verhindern? Aber ich sage Euch, wenn man da fast zwei Stunden im Verkehr steht ist man froh, wenn man weiterkommt. Zu diesem Thema werde ich aber zu einem späteren Zeitpunkt, wenn ich auch mehr Erfahrungen gemacht habe, mehr schreiben. Aber es ist ja bekannt, dass Kambodscha ein äußerst korruptes Land ist. Aber das ist nicht nur Kambodscha so, auch in Thailand ist die Korruption ein riesiges Problem.
Am Dienstag und Donnerstag haben wir die Auszahlungen an die Patenkinder und ich werde die Englischschule sehen können. Ich freue mich schon sehr darauf und die weiteren Erfahrungen, die ich machen werde. Es ist wirklich toll so nah an den Locals zu sein.